„Man muss experimentell arbeiten und neue Wege gehen“, sagt Rolf Fahrenkrog-Petersen, und damit einen individuellen und kreativen Umgang mit den oft erschreckenden Stimmen finden. Etwa mit diesen eine Verabredung treffen, um den Rest des Tages ungestört zu sein. Aber auch Malen, Stricken oder Schreiben kann helfen. Oder einen Film drehen, wie Fahrenkrog-Petersen.
Das war eigentlich naheliegend, spielte doch der Berliner früher mit Til Schweiger Filmrollen und stand, Dank einer Oskar-Nominierung, schon auf dem roten Teppich in Hollywood. Jetzt kommt der 53jährige Schauspieler, Häkeldesigner, Lebenskünstler, Experte aus eigener Erfahrung und aktiver Mitarbeiter von Netzwerk Stimmenhören in Berlin zum „Welttag Stimmenhören 2015“, der gleichzeitig das „Österreichweite Treffen Stimmen hörender Menschen“ ist, nach Linz: Am Donnerstagabend, 17. September, präsentiert der erfolgreiche Designer, Obdachlose und Talkshowliebling seinen Film und diskutiert mit dem Publikum.
„Stimmenhören ist eine ungewöhnliche Erfahrung, die etwa fünf Prozent der Personen in unserem Kulturkreis machen“, sagt Karin Brandecker, Krisenbegleiterin bei EXIT-sozial und Expertin bei Intervoice Oberösterreich – Netzwerk Stimmenhören. Diese Erfahrung kann ängstigen und verstören, destruktiv, aber manchmal auch beglückend und hilfreich sein. Für Nicht-Betroffene ist es schwierig nachzuvollziehen, was stimmenhörende Menschen erleben. „Wir möchten das Schweigen über die Stimmen beenden, Kommunikation fördern und stimmenhörenden Menschen mit Respekt und Unvoreingenommenheit begegnen“, erklärt dazu die Psychologin Marlene Weiterschan, die mit ihrem langjährigen, heute freiwilligen Engagement diese in Österreich einzigartige Hilfe für Stimmen hörende Menschen mit ermöglicht.
„Portrait meiner Stimmen“ heißt nun der Film, in dem Rolf Fahrenkrog-Petersen seinen Stimmen eine Gestalt verliehen hat – und diese seither nicht mehr ernst nehmen muss. Am Donnerstag, 17. September, ab 19 Uhr, wird dieser Kurzfilm der Berliner „Filmarche“ im Wissensturm Linz gezeigt; anschließend Diskussion mit dem Schauspieler und Stimmenhörer Rolf Fahrenkrog-Petersen. Nach dem Film sind es die Texte von Frank Dahmen, die einen Einblick in das Erleben eines Stimmenhörenden vermitteln. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Am Freitagvormittag darauf, also den 18. September, lesen Christian Derflinger, Frank Dahmen, Monika Mikus und Rolf Fahrenkrog-Petersen aus dem Buch „Höllenqual oder Himmelsgabe? Erfahrungen von stimmenhörenden Menschen“. Am Freitagnachmittag stehen dann Workshops auf dem Programm des Österreichweiten Treffens von Stimmen hörenden Menschen. Für diese Tagung am Freitag ist eine Anmeldung unter service@exitsozial.at erwünscht, der Eintritt ist frei. Und hier geht’s zum Tagungsprogramm. (go; eingangszitat & foto: https://www.aktion-mensch.de/magazin/leute/fahrenkrog.html)