„Nebel im August“. Drama über die Ermordung eines als „asozial“ bewerteten Menschen in der NS-Zeit. Jetzt im Kino.

Wohin eine Politik führt, die nicht den Mensch, seine Würde und seine unveräußerlichen Rechte in den Mittelpunkt stellt, sondern etwa die Ideologie vom „gesunden Volkskörper“ oder die Leistungsfähigkeit eines Einzelnen, aus der seine Daseinsberechtigung abgeleitet wird, das zeigt das Film „Nebel im August“ dramatisch. Der 13-jährige Ernst Lossa wird als „asozial“ bewertet und schließlich von den Helferinnen und Helfern des rassistischen NS-Regimes ermordet. Nach einer wahren Begebenheit, jetzt auch im Moviemento.

Ernst Lossa ist der Sohn fahrender Händler und Halbwaise, ein aufgeweckter, aber unangepasster Junge. Die Kinder- und Erziehungsheime, in denen er bisher lebte, haben ihn als „nicht erziehbar“ eingestuft und schieben ihn schließlich in eine Nervenheilanstalt ab. Nach kurzer Zeit bemerkt Ernst, dass unter der Klinikleitung von Dr. Veithausen Insassen getötet werden. Er setzt sich zur Wehr und versucht, den behinderten PatientInnen und Mitgefangenen zu helfen …

„Nebel im August“  entstand nach dem wahren Schicksal des 13-jährigen Jungen, der, als »asozial« eingestuft, in einem bayerischen Klinikum eingesperrt wurde, sich dort mutig gegen ein menschenverachtendes System wehrte und 1944 dort umgebracht wurde. Zwischen 1939 und 1944 wurden infolge des „Euthanasie“- Programms in den deutschen Nervenkliniken mehr als 200.000 Menschen ermordet.

Sein Schicksal ist vergleichbar mit dem des österreichischen Zeitzeugen Fritz Zawrel, der als Kind in der Krankenanstalt Am Spiegelgrund gequält worden war. Er überlebte, seine Geschichte wird in der Dokumentation „Meine liebe Republik“ (2007)  von Elisabeth Scharang eindrucksvoll aufgearbeitet. Vor allem aber erinnern die Ereignisse aus Süddeutschland an die massenhaften und grauenvollen Tötungen hierzulande, im Schloss Hartheim, als eine der sechs Anstalten der organisierten „Euthanasie“morde im Nationalsozialismus. Tötungen im Zuge der berüchtigten „Aktion T4“ erfolgten auch in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart, an die heute erinnert wird, etwa durch eine Gedenktafel. (go, Foto: Moviemento)