Dieses Thema interessierte sehr viele Menschen, doch anhand des „Gesprächsforum-Settings“ ist die Teilnehmer:innenzahl begrenzt. An die dreißig Personen nutzten den TRIALOG am 14. Februar für einen regen Austausch.
Zum Einstieg wurde folgendes Beispiel erzählt: Es geht um ein Kind, das – obwohl es selbst keine Erfahrung mit Bombenangriffen im Krieg hatte – beim Ertönen einer Sirene intuitiv davonlief und unter einer Brücke Schutz suchte. Klingt etwas unrealistisch, lässt sich aber erklären. Man geht mittlerweile davon aus, dass im Tierreich viele Verhaltensweisen vererbt werden und nicht erlernt oder nachgeahmt.
Es könnte durchaus Sinn machen, dass Verhaltensmuster, die einen evolutionären Vorteil haben, an Nachkommen weitergegeben werden. Relativ neu soll jedoch die Erkenntnis sein, dass einschneidende Erlebnisse oder Umweltbedingungen ihren Niederschlag in den Genen finden und sich wissenschaftlich nachweisen lassen.
Ein Teilnehmer wendet ein, ob Traumatisierungen nicht unbewusst Einfluss auf Eltern-Kind-Beziehungen haben? Die Kriegsgeneration erzählte den Kindern wenig von ihren Erlebnissen und diese Kinder hatten den Eindruck etwas Unausgesprochenes belastet die Beziehung zu den Eltern. Daraus hätte sich folgender Vorwurf der Kinder entwickeln können: „Die Eltern wollen nicht über diese Zeit reden und verbergen etwas.“ Es wurde in dieser Diskussion angenommen, dass viele Menschen einfach mit der Kriegszeit abschließen wollten und der Verdrängungsmechanismus ihnen dabei half, den Alltag zu meistern.
Viele Teilnehmer:innen sind der Ansicht, dass dennoch einiges angesprochen und reflektiert werden sollte, um Veränderungen herbeizuführen. Aus diesem Grund entstand auch die TRIALOG-Idee zum Thema „Dunkle Pädagogik“, weil es enorm wichtig erscheint, Methoden zu hinterfragen und falsches Verhalten aufzuzeigen. Folgend könnten Entschuldigungen und Entschädigungen stattfinden.
Ob und inwieweit Umwelteinflüsse unsere Genaktivität beeinflussen, wird seit Jahren in der Epigenetik erforscht. Ebenso, ob und welche Veränderungen durch Psychotherapie in der Aktivität unserer Gene herbeigeführt werden können.*
Eine Teilnehmerin stellte die Frage, ob eine Familienaufstellung bei Traumatisierungen hilfreich sei. Hierbei und vor allem bei transgenerationalen Traumata ist es ratsam, sich an ausgebildete Therapeut:innen zu wenden. Dies gilt auch für Praktiken wie Rückführungen oder Schamanenreisen.
Abschließend sei erwähnt, dass sich der Wissensstand permanent im „Entwicklungsstadium“ befindet und somit ausreichend Platz für Spekulationen bietet.
*Wissenschaftliche Publikationen zur Epigenetik finden Sie z.B. auf der Website des Max-Planck-Instituts: Vererbung über die DNA hinaus: Epigenetische Vererbung zwischen Generationen | Max-Planck-Gesellschaft (mpg.de)