Die Digitalisierung veränderte unser tägliches Leben in den letzten 30 Jahren enorm. Der Griff zum Smartphone (schlaues Telefon?) ist für viele ein Automatismus geworden. Sei es, um eine Adresse zu suchen, Mails zu checken, Bestellungen oder Überweisungen schnell und unkompliziert zu erledigen oder Termine zu verwalten. Ebenso um Nachrichten und Unterhaltungsprogramm zu konsumieren oder um schlicht und einfach zu telefonieren. Unser Alltag findet in großen Teilen virtuell statt.
Ein kurzweiliger, bewusster und freiwilliger Verzicht (sogenanntes Social Media Fasten) wird von Betroffenen als Zeichen empfunden, sich diese Enthaltung leisten zu können. Gilt als Luxus. Weiters wurde als Beispiel angeführt, dass auf Flohmärkten alte Vinyl-Platten kaum noch erhältlich oder sehr teuer sind.
Manche Menschen verzichten jedoch nicht freiwillig, ihnen fehlt lediglich die Möglichkeit, die Ressourcen oder das nötige Wissen dazu. Sie zählen zu den sogenannten digitalen Analphabeten. Eine negative Bezeichnung, die Unvermögen impliziert. Dies trifft allerdings nicht ausschließlich zu, denn viele Betroffene wären durchaus in der Lage, den Umgang zu erlernen. Eine Teilnehmerin bezeichnete ihre Situation als „nicht digitale Klause“ (keine digitale Blase), unter der sie durchaus leidet. Viele interessante Angebote, kann sie nicht wahrnehmen oder erreichen sie erst gar nicht.
Ein echtes Problem zeigt sich bei diversen Behördenabwicklungen, als auch bei Covid-19 Testungen oder der Nutzung der Impfstraße. Eine Reihe an Notwendigkeiten sind ausschließlich digital durchführbar und weist Betroffene auf fremde Hilfe an, welche ungewollte Abhängigkeit erzeugt.
Thematisiert wurde, dass die „Stopp Corona App“ nur für spezielle Smartphone Nutzer zugänglich war und daher kurzweilig.
Es gibt wohl Gesetze, die Institutionen dazu verpflichtet, deren Angebot analog zugänglich zu halten, doch private und kommerzielle Anbieter versuchen diesen zusätzlichen Aufwand, wenn möglich, zu umgehen. Erst wenn sich Konsumentenschützer oder Interessensvertretungen einsetzen, wird darauf reagiert.
Weiters wurde darüber gesprochen, dass Bestellungen, Urlaubsbuchungen, Überweisungen und dergleichen, nahezu nur mehr im Zuge des Online Banking Verfahrens durchführbar sind. Oder es fallen zusätzliche Gebühren an. Denn vermehrt sind spezielle Waren kaum in nächster Umgebung erhältlich.
Ohne Internetzugang fühlen sich Betroffene vielfach vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen.
Wo findet man Hilfe und Unterstützung?
Die Volkshochschule, Vereine für Menschen mit Einschränkungen und auch Seniorenvereine bieten dazu Kurse an. Freizeiteinrichtungen besitzen frei zugängliche Computer für KlientInnen.
Wichtig ist, sich nicht zu schämen und den Mut aufzubringen, um Hilfe zu bitten. Erst wenn Probleme sichtbar werden, können sie auch gelöst werden.
Diskutiert wurde zudem die Digitalisierung in der psychosozialen Versorgung. Dokumentation und Arbeitszeitabrechnung sind ohne Computer oder Smartphone nicht mehr denkbar. Die Sache wird als durchaus ambivalent empfunden. Manuelle Pflege und persönlicher sozialer Kontakt werden von KlientInnen am Smartphone als empfangene Dienstleistung per Unterschrift bestätigt.
Daraus entwickelte sich die Frage, ob die Technik dem Menschen dienen soll oder umgekehrt? Ob sich die Arbeit im psychosozialen Bereich durch Maschinen, sprich Roboter, rationalisieren lässt? Interessanterweise lernen wir konstant, uns der Technik anzupassen und bewegen uns vermehrt in virtuellen Räumen, während Industrie und Forschung den größten Aufwand betreibt, Maschinen zu konstruieren, die sich in der analogen Welt mittels Sensoren zurechtfinden sollen. Bis hin zur programmierten sogenannten „eigenständigen“ Entscheidung.
Abschließend sei noch auf das Kompetenznetzwerk KI-I hingewiesen, welche Beratung als auch Kurse für Menschen mit Einschränkung zum Thema Internet, Smartphone und Umgang mit digitalen Medien, anbieten.
Kontakt: 0732 / 27 28 62 oder office@emc.ki-i.at