Messies. Wenn einem alles zu viel wird.

Wegwerfen oder Aufheben? Eine Entscheidung, die von den meisten Menschen im Alltagsleben meist täglich, ohne große Schwierigkeiten, getroffen wird. Für manche Menschen ist damit allerdings ein scheinbar unlösbares Problem verbunden – für sogenannte „Messies“.

 

 

Der Begriff Messies leitet sich vom englischen Begriff mess = Unordnung ab. Fachleute sprechen auch von Desorganisationsproblematik oder compulsive hoarding, also zwanghaftem Horten.

Was unterscheidet einen Sammler von einem Messie? Sammler sind stolz auf die Dinge, die sie sammeln. Sie ordnen und pflegen ihre Sammlung und zeigen diese gerne her. Sie sprechen gerne über ihre Sammlungen und empfinden Freude, wenn sie ihre Sammlungen ergänzen können.

Messies hingegen empfinden ihre Ansammlung an gehorteten Gegenständen und Dingen als peinlich, sie lassen die Gegenstände oft ohne eine Ordnungsstruktur herumliegen, versuchen zu vermeiden, dass jemand in ihre Wohnung kommt bzw. schämen sich, wenn dies dann doch der Fall ist. Gegenstände, die von Messies gehortet werden können alles Mögliche sein: Lebensmittel, Kosmetikartikel, Zeitungen, Plastiksackerl, Bekleidung, Bücher, Flugblätter, Werkzeug, Verpackungsmaterial, etc. Um den Gegenständen genug Platz einzuräumen verliert die Wohnung zunehmend an Funktionalität. So kann die Dusche nicht mehr benutzt werden, weil sie sich zum Aufbewahren von Zeitungsstößen eignet, in der Küche kann nicht mehr gekocht werden, weil die Arbeitsflächen vollgeräumt sind. Die Folge ist eine Wohnung, die zunehmend ihre Bewohnbarkeit verliert, da sie im Übermaß mit Gegenständen vollgeräumt wird.

Während in einer Wohnung bewohnbare Plätze durch ein Gangsystem verbunden sind, gibt es in einer anderen keinerlei Ordnung mehr, die Wohnung gleicht einer Müllhalde. Nicht selten nächtigen die BewohnerInnen auswärts, weil das Bett nicht mehr zugänglich oder benutzbar ist. Andere Wohnungen können nicht mehr benützt werden, weil die Sanitäranlagen kaputt sind.

Wer aber nun denkt, dass es mit einer schnellen „Lösung“, zum Beispiel einer „Räumungsaktion“, getan ist, der irrt. Die (meist nur) kurzfristige Herstellung äußerer Ordnung ist bei einer Messie Symptomatik bei weitem nicht ausreichend.

Woher kommt das Messie Symptom? Was zeigt es? Das Messie Symptom ist keine psychiatrische Erkrankung, sondern – wie der Name sagt – Ausdruck einer psychischen Störung. Manchmal tritt das Messie Symptom in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auf: mit Zwangsstörungen und Depressionen, mit Affektiven Störungen, mit Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen und Demenz.

Oft leiden Messies unter ihrer äußeren und inneren Welt. Sie erleben Angstzustände, es fällt ihnen schwer Entscheidungen zu treffen, sie schämen sich über den Zustand ihrer Wohnung, sie isolieren sich von ihrem sozialen Umfeld, haben nicht selten finanzielle Schwierigkeiten und gefährden ihre Gesundheit.

Was kann ich als Betroffener oder Angehöriger tun? Wo bekomme ich Unterstützung?

Auch wenn die Lage manchmal im wahrsten Sinn des Wortes ausweglos erscheint, Veränderung ist möglich. Es gibt Auswege für Messies, die bei den persönlichen Fähigkeiten und Erfahrungen der Betroffenen ansetzen und in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit HelferInnen erfolgreich sind. Kontakt zu anderen Betroffenen, das Symptom und damit sich selbst verstehen lernen, der Abbau von Scham und Angst helfen. Betroffene sollten sich nicht scheuen Unterstützung in Anspruch zu nehmen und können von Angehörigen auch dazu ermutigt werden.

EXIT-sozial bietet in Kooperation mit der GWG ab Herbst 2016 eine Selbsthilfegruppe für Messies an. Die Gruppe hilft dabei mit anderen Messies über die Erfahrungen und Probleme zu sprechen und gemeinsam neue Handlungsmöglichkeiten und Lösungen zu entwickeln.

Nähere Informationen zu Inhalt, Anmeldung und Dauer finden Sie HIER