„Mehr Wertschätzung für Betroffene“: KlientInnen-Vertreterin Gschwendtner bei Fischer

Henriette Gschwendtner berichtete Ende Mai in der Hofburg Bundespräsidenten Heinz Fischer über die wichtigsten Forderungen der Armutskonferenz, um Menschen mit psychischen und sozialen Problemen eine faire Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Ein kurze Bericht über einen bemerkenswerten Besuch.

 

„Sichtbar werden“, so nennt sich eine große Gruppe von Betroffenen, die sich im Rahmen der Armutskonferenz Österreichweit regelmäßig trifft und mit Aktionen im öffentlichen Raum auf Benachteiligungen und soziale Gefährdungen hinweist. Auch das Jubiläum „20 Jahre Armutskonferenz“ wurde genutzt, um dem höchsten Repräsentanten der Republik die wichtigsten Forderungen persönlich zu unterbreiten. Henriette Gschwendtner, Interessensvertreterin bei EXIT-sozial für die Klientinnen und Klienten der Betreuten Wohngemeinschaften, Werkstätten und integrativen Beschäftigung, war gemeinsam mit Martin Schenk, Leiter der Armutskonferenz, die Delegierte dafür.

„Die Bedarfsorientierte Mindestsicherung beziehen zurzeit 238.000 Personen in Österreich. Trotzdem gibt es Menschen, die keinen Anspruch darauf haben“, berichtete Gschwendtner. Dabei wären eine Gewährung dringend notwendig, aber „in allen Bundesländern wird dieses Gesetz unterschiedlich ausgelegt“, erklärte die Vertreterin der Österreichweiten Armutskonferenz und stellte vor dem Bundespräsidenten fest: „Eine einheitliche Regelung für alle Bundesländer wäre somit wünschenswert“. Überdies werden Betroffene auf Ämtern häufig geringschätzig behandelt, kritisierte die Betroffenen-Sprecherin.

Ohne Warten waren zuvor Gschwendtner und Schenk in das Präsidentenzimmer geleitet worden, das der Bundespräsident pünktlich um vier Uhr durch die Tapetentür betrat. Nach den Statements und im persönlichen Gespräch erklärte Fischer, er wisse um die Probleme im Sozialbereich, verfüge hier aber über keine Handlungskompetenzen.

henriette_josef_wien15Beim anschließenden Empfang für die Armutskonferenz sprach Josef Hofer, IV-Sprecher aller KlientInnen von EXIT-sozial, mit dem Bundespräsidenten und zeigte sich beeindruckt über das „lockere Gespräch auf gleicher Augenhöhe“. Auch für einen Scherz war der Präsident zu haben: Als Hofer meinte, dieses Treffen sei wohl das höchste, was ihm in seiner „Amtszeit“ passieren könne, lächelte Fischer …. und salutierte höflich. (go, Fotos: iv)