Am 25.10. findet der erste Fachtag über das Messie-Syndrom im Wissensturm in Linz statt. Ein ganz spannendes Thema, wo wir neben der Hilfe für Betroffene nun endlich auch Information, Vernetzung und Weiterbildung für Fachpersonal anbieten können:
Messie-Fachtag: „Wenn einem alles über den Kopf wächst“
25. Oktober 2018 von 13:00 – 17:00 Uhr im Wissensturm Linz, 15. Stock
Fachvorträge, Lesung und Talkrunde rund um das Thema Messie
Eintritt frei, Registrierung unter service@exitsozial.at
EXIT-sozial organisiert am 25.10.2018 ab 13:00 Uhr im Wissensturm Linz die erste Fachtagung über das Messie-Syndrom in Oberösterreich. Fachpersonal aus dem Sozialbereich und der Wohnraumbetreuung, MitarbeiterInnen von Genossenschaften und Hausverwaltungen und auch Studierende haben die Möglichkeit, sind in das Thema zu vertiefen.
- Dr. Martin Aigner, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, hält einen Fachvortrag zu dem Thema: „Messie – ein Syndrom, viele Diagnosen“.
- Mag.a Kerstin Karlhuber, Soziologin und Psychotherapeutin, Messie-Expertin bei EXIT-sozial spricht über „Homo collector – von der Kulturtechnik zur Diagnose“
- Margit Schreiner liest aus ihrem neuesten Buch „Kein Platz mehr“. Danach laden wir ein zu Talkrunde.
4% der Bevölkerung in Oberösterreich tun sich schwer mit dem Wegwerfen
Wegwerfen oder Aufheben? Für die meisten von uns ist das eine einfache Entscheidung. Doch „für etwa vier Prozent der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher ist damit ein scheinbar unlösbares Problem verbunden. Die Folge ist eine zunehmende und ernsthafte Unordnung im Wohnbereich“, sagt Kerstin Karlhuber, Messie-Expertin bei EXIT-sozial. Im Unterschied zu einem Sammler oder einer Sammlerin sind Messies nicht immer stolz auf ihren Besitz. Ganz im Gegenteil: Die Ansammlung an gehorteten Gegenständen, die oft ohne Ordnungsstruktur den Wohnraum blockieren, wird als peinlich erlebt. Vereinsamung ist eine häufige Folge, weil BesucherInnen, aber auch der Rauchfangkehrer oder MitarbeiterInnen zum Stromablesen nicht mehr eingelassen werden.
Der Begriff „Messie“ ist durch diverse Doku-Soaps im Fernsehen vielen Menschen ein Begriff. Professionelle Hilfestellung für Betroffene wird in Oberösterreich bisher aber nur bei EXIT-sozial in Linz-Urfahr durch Einzelberatungen, Selbsthilfegruppen und eine psychotherapeutische Jahresgruppe angeboten. Für Personen die im Wohnbereich – wie Genossenschaften, Hausverwaltungen und in der Wohnbetreuung – arbeiten und auf Menschen treffen, denen im wahrsten Sinn des Wortes alles über den Kopf wächst, ist diese Fachtagung ausgerichtet und bietet Information und Hilfestellungen an.
Das Messie-Syndrom geht an die Substanz
Damit das zwanghafte Sammeln und Horten nicht zu gesundheitlichen und hygienischen Problemen und irreparablen Schäden der Bausubstanz führt, ist es umso wichtiger, dass Fachpersonal gut über das Vermüllungssyndrom informiert ist. Denn, so warnt Kerstin Karlhuber, Messie-Expertin von EXIT-sozial: „Schnelle Lösungen wie etwa eine gut gemeinte Räumaktion sind hier keine nachhaltige Hilfe.“ Daher begleitet die Psychotherapeutin, gemeinsam mit Psychologe Christian Lang, Menschen mit Sammel- und Unordnungssymptomen.
Das Messie-Symptom ist keine psychiatrische Erkrankung, sondern „nur“ das Symptom einer psychischen Störung. Menschen, die unter zwanghaftem Handeln leiden oder unter Depression, haben häufig auch mit dem Messie-Symptom zu kämpfen. „Betroffene leiden häufig unter ihrer inneren und äußeren Welt“, sagt die Soziologin Karlhuber.“ Sie erleben Angstzustände, es fällt ihnen schwer Entscheidungen zu treffen, sie schämen sich über den Zustand ihrer Wohnung, sie isolieren sich von ihrem sozialen Umfeld, haben nicht selten finanzielle Schwierigkeiten und gefährden ihre Gesundheit“. Eine nachhaltige Hilfe, um dauerhafte und schwerwiegende Folgen für die Gesundheit zu vermeiden, ist daher dringend erforderlich.
Schwerwiegende Folge: Die Wohnung wird unbewohnbar.
Menschen, die unter einem Messie-Symptom leiden, horten alles Mögliche: Lebensmittel, Kosmetikartikel, Zeitungen, Plastiksackerl, Bekleidung, Bücher, Flugblätter, Werkzeug, Verpackungsmaterial, … „Um den Gegenständen genug Platz einzuräumen, verliert die Wohnung zunehmend an Funktionalität“, berichtet Christian Lang, Experte für das Messie-Syndrom bei EXIT-sozial. So kann etwa die Dusche nicht mehr benutzt werden, weil dort Stöße alter Zeitungen lagern; oder die Arbeitsflächen der Küche sind so vollgeräumt, dass ein Kochen nicht mehr möglich ist. Nach der Funktionalität geht schließlich die Bewohnbarkeit an sich verloren. Das hat schlimme Folgen: Während in der einen Wohnung letzte bewohnbare Plätze noch durch ein Gangsystem verbunden bleiben, gleicht eine Andere einer einzigen Müllhalde und die Betroffenen müssen auswärts übernachten, weil das Bett nicht mehr zugänglich ist.
Infos für Betroffene: messie@exitsozial.at