AKTIV & mobil

Anlässlich der Fachtagung, die zu den Jubiläen zweier unserer Hauptbereiche (25 Jahre EXIT-sozial AKTIV und 20 Jahre Mobile Betreuung) veranstaltet wird, haben wir die Teamleiterin bzw. den Teamleiter zum Interview gebeten…


Hallo Kerstin, hallo Mario!
Ihr seid beide Teamleiterin bzw. Teamleiter bei EXIT-sozial. Beide Teams in denen ihr jeweils tätig seid, dürfen heuer ein stolzes Jubiläum feiern. Erzählt uns doch mal ein bisschen etwas über eure Teams? Was macht ihr da und warum gibt es diese Bereiche?

Kerstin: Das Team der Mobilen Betreuung unterstützt derzeit 47 KlientInnen in ihren eigenen vier Wänden. Das Aufgabengebiet der Mobilen Betreuung erstreckt sich von der vielzitierten Wohnraumerhaltung, bis hin zu Krisenintervention und Krisenbegleitung. Dadurch wird eine große Palette an psychosozialen Leistungen abgedeckt. Es gibt wenige psychosoziale Unterstützungsleistungen deren zentrale Aufgabe es ist ist, zu den KlientInnen zu kommen. Meistens ist es umgekehrt: Es gibt eine psychosoziale Betreuungs-  oder Beratungseinrichtung und der Klient kommt dorthin. Sich „zum Klienten/zur Klientin hinzubewegen“ ist im wahrsten Sinn des Wortes sicherlich ein hervorzuhebendes Merkmal unserer Tätigkeit.

Mario: Mein Team nennt sich EXIT-sozial AKTIV. Unsere Arbeitstätigkeit ist als das „zentrale Ereignis im Leben der Menschen in der Industriegesellschaft“ (Marie Jahoda) anzusehen, das dem Menschen den Status eines vollwertigen Mitglieds dieser Gesellschaft verleiht.
Das heißt, Arbeit führt zu Sozialkontakten, zur Beteiligung an kollektiven Zielen, beeinflusst das Freizeitverhalten, ermöglicht im Kontrast erst Freizeit und fordert elementare psychische Funktionen wie Aufmerksamkeit und Konzentration. Planerische und vorausschauende Fähigkeiten, Urteilskraft, Kommunikationsfähigkeit und Sozialverhalten werden positiv beeinflusst.
Durch die Beschäftigung bei EXIT-sozial AKTIV im Rahmen der Fähigkeitsorientierten Aktivitäten wird es möglich, diese förderlichen, sozial-psychologischen Wirkungen derart in einem räumlichen und zeitlichen Kontext zu etablieren, dass es für Menschen mit psychosozialen Problemen möglich wird, an der Arbeitswelt teilzuhaben.

Anlässlich eurer Jubiläen findet am 10. November eine Fachtagung mit dem Titel „Was professionelle Nähe möglich macht!“ statt – was erwartet einen denn bei dieser Fachtagung? Was soll dabei vermittelt, diskutiert werden?

Kerstin: Die Vielfältigkeit, Besonderheit und auch die Notwendigkeit der Angebote soll sichtbar werden. Aber auch die Herausforderung für die BetreuerInnen den vielfältigen und individuellen Bedürfnissen der KlientInnen gerecht zu werden, soll sichtbar werden. Hinzu kommen noch Faktoren wie vorgegebene Rahmenbedingungen und Personalressourcen. Und nicht zuletzt wollen wir auch dem entgegensteuern, dass dieses essentielle Betreuungsangebot von seiner fachlichen Qualität her leider seit vielen Jahren unterschätzt wird.

Mario: Aus unserer täglichen Begleitung von Menschen mit psychischen und sozialen Problemen wissen wir: Arbeit ist heilsam, weil es Selbstwert und Selbstwirksamkeit stärkt, soziale Kontakte möglich macht, der Zeit eine gute Struktur gibt und sinnstiftend sein kann. Daher freue ich mich ganz besonders, dass einer der beiden Workshops bei dieser Fachtagung, eine Exkursion zu unserem Standort ist und wir dabei gemeinsam die Möglichkeit haben, mit Betroffenen über ihre Arbeit bei uns zu sprechen.
Am Nachmittag wird es einen spannenden Vortrag von Mag. Carina Altreiter geben, wo wir dann über folgende spannende Themen diskutieren können:

  •  „Warum ist es für die Allgemeinheit wichtig, jedem eine faire Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen?“
  • „Ist es fair, Arbeit nur ‚im Takt der Maschinen‘ bzw. nach Gewinnerwartung zu organisieren? – oder ist Arbeit vielmehr ein Menschenrecht?“
  • „Wo sollen wir Schwerpunkte setzen?“

Was würdet ihr sagen, sind die drei wichtigsten Stichworte, wenn es um professionelle Nähe geht?

Kerstin: Zuhören, einfühlen, ermutigen

Mario: Unter dem Motto „Arbeit für Alle“ gehen wir als Team seit 25 Jahren „vielfältig, achtsam und persönlich“ auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten unserer Klientinnen und Klienten ein. Das Angebot der Fähigkeitsorientierten Aktivitäten umfasst Orientierung, Bildung und Persönlichkeitsentwicklung.

Mario, wie wichtig ist es für einen Menschen, eine Arbeit zu haben?

Mario: Die Verbesserung der Lebensqualität der Beschäftigten ist das zentrale Ziel der Fähigkeitsorientierten Aktivitäten. Durch die regelmäßige Beschäftigung werden Stabilisierung und gesellschaftliche Integration sowie die schrittweise Reorganisation der persönlichen Ressourcen unterstützt und unter betriebs- und arbeitsweltähnlichen Bedingungen wieder gewonnen. Zudem bieten die Fähigkeitsorientierten Aktivitäten die Möglichkeit, neue Kompetenzen zu entwickeln, zu festigen und zu stärken. Und vor allem…: – Haben wir nicht alle den Wunsch, eine „wertvolle Beschäftigung/Arbeit“ zu finden, um uns unseren Lebensunterhalt zu leisten?

Kerstin, wie wichtig ist es für einen Menschen, seine eigenen vier Wände zu haben?

Kerstin: Die Frage kann sich wohl jeder von uns selbst beantworten. Der eigene Wohnraum ist ein Grundbedürfnis und eine Notwendigkeit für die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Ich kann die Grenze zur Außenwelt ziehen – und das wann ich will.  Abgesehen davon, dass ich die Freiheit ausleben kann meinen Wohnraum zu gestalten wie ich möchte, ist es ein wichtiger Rückzugsraum und im besten Falle nicht nur ein Wohnraum, der mir ein Dach über den Kopf bietet, sondern auch ein Lebensraum, in dem ich ganz für mich oder mit meinen wichtigsten Bezugspersonen sein kann.

Warum sollte man unbedingt an der Fachtagung teilnehmen?

Kerstin: Die Fachtagung bietet eine gute Gelegenheit sich mit den essentiellen Themen des Lebens, nämlich Arbeit und Wohnen, näher zu beschäftigen und von ExpertInnen zu diesem Thema neue Gesichtspunkte zur Anregung mit zu nehmen.

Mario: Weil man die einmalige Möglichkeit hat, sich EXIT-sozial AKTIV vor Ort anzusehen, sich ein Bild über die Wichtigkeit von Beschäftigung zu machen und an interessanten Vorträgen teilnehmen kann. Alles in allem ein fachlich spannender und umfangreicher Tag.   

Website Einladung

Kerstin Karlhuber

Kerstin Karlhuber

Mario Schmidbauer

Mario Schmidbauer