Nachlese – Trialog: „Mit einer psychischen Erkrankung älter werden! Probleme und Hilfen“

Auf gleicher Augenhöhe mit Angehörigen, Betroffenen und ExpertInnen zu diskutieren – dies ist das Anliegen des Trialogs. Am 5. April 2016 war die Veranstaltung dem Thema „Mit einer psychischen Erkrankung älter werden! Probleme und Hilfen“ gewidmet. Michael Mallinger, Mitarbeiter von EXIT-sozial, hat die wichtigsten Aussagen und Diskussionspunkte für uns zusammengefasst:

 

Nicht alle Anwesenden teilten an diesem Abend die Ansicht, dass psychische Erkrankungen im Alter an Dramatik verlieren würden. Natürlich gewinnen Betroffene durch die Erfahrung im Umgang mit der Krankheit an Sicherheit und werden dadurch ermutigt, einen eigenen Weg zu gehen. Es kann aber auch passieren, dass aufgrund mangelnden Verständnisses durch die Angehörigen, der Druck auf Betroffene eher größer wird, speziell wenn nicht jeder ärztliche Rat brav befolgt wird.

Das Thema: „Wie würde ich mir ein gutes Altwerden wünschen?“ durchzog viele Wortmeldungen. Nicht nur die Furcht vor der Einsamkeit wurde thematisiert, sondern auch die Sorge um die persönliche Autonomie und die Angst vor der „gutgemeinten“ Entmündigung. Ein guter neuer Ansatz, der hier entgegen wirken könnte, sind eigens ausgebildete persönliche Coaches, die in genau vereinbarten Bereichen Hilfen organisieren und bei der Orientierung in einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft unterstützen können. Beim PGA laufen bereits Vorbereitungen in diese Richtung. Pro mente bietet mit der Laienhilfe ein Projekt an, bei dem versucht wird die Kontaktbedürfnisse von psychisch Kranken und das Engagement freiwilliger HelferInnen zusammen zu führen. Das Internet könnte hier in absehbarer Zukunft eine konstruktive Alternative für jene werden, die nicht mehr persönlich ausreichend Kontakte haben können.

Erfreulicherweise konnte an diesem Abend festgestellt werden, dass an den Fachhochschulen die Thematik bereits erkannt wurde und auch bearbeitet wird. Eine Gruppe StudentInnen kam sogar extra aus St.Pölten angereist und lieferte wertvolle Diskussionsbeiträge.

Weitere Themen, die beim diesmaligen Trialog bewegten waren: die Ohnmacht des Pflegepersonals in der streng ärztlich ausgerichteten Medizinhierarchie und auch die strukturelle Ungleichbehandlung durch das Chancengleichheitsgesetz, das für Menschen, die erst nach 65 erstmals psychisch erkranken keine Leistungen vorsieht. Gesprochen wurde aber auch über die Probleme von Menschen, die ihre Angehörigen nicht mehr zuhause pflegen können oder wollen und dann gesellschaftlich dafür geächtet werden.

Zuletzt haben sich die Veranstaltungsteilnehmenden auf die Suche nach der idealen altersgerechten Wohnform gemacht und sich gefragt, ab welchem Alter man mit der Konkretisierung der Utopien beginnen sollte und dabei wurde so manch einem bewusst, dass es dafür vielleicht schön höchste Eisenbahn wäre…