Nachlese Trialog: Leistungsdruck im Kindesalter – Ein Trialog zum Thema psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen und deren Eltern

Für dieses brisante Thema interessierten sich sehr viele Teilnehmer:innen. An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass der TRIALOG ein Gesprächsforum und kein Vortrag ist, wie manchmal vermutet und erwartet wird.

Zum Einstieg wurde die Jugendstudie 2024 mit folgendem Ergebnis angesprochen: Kinder und Jugendliche sorgen sich aktuell in Bezug auf ihre Zukunft mehr denn je. Ängste und Depressionen treten ebenso häufiger auf.
Werden Belastungen und mentaler Druck im Gegensatz zu früher verstärkt empfunden? Die Rede war augenblicklich von der Digitalisierung. Das Internet sowie soziale Plattformen liefern rasant eine Fülle an Information und Möglichkeiten. Auch das Prüfen der Echtheit von Nachrichten wird als problematisch wahrgenommen.
Erwähnt wird in diesem Zuge auch, dass sich Mobbing nicht nur auf eine kleine Gruppe beschränkt, sondern für „die ganze Welt“ sichtbar ist. Sobald eine Sache online geht, ist es nicht mehr privat, sondern meist für alle Nutzer einsehbar.
Wie wir wissen, stellt das schon für viele Erwachsene eine große Herausforderung dar. Heranwachsende jedoch, die noch spielerisch Erfahrungen sammeln wollen, können damit überfordert sein und übersehen die oft kommerziellen Absichten oder sind noch nicht in der Lage, Geschehenes richtig einzuordnen.

Weiters kam zur Sprache, dass Kinder vor Jahrzehnten als kleine Erwachsene galten, deren Arbeitskraft gebraucht wurde oder gar schon im Kindesalter verheiratet.
„Die romantische Vorstellung von der Kindheit als unschuldige Lebensphase“ nannten teilnehmende Personen die Entwicklung unserer Zeit, da erst durch Sozialreformen im letzten Jahrhundert vieles verändert wurde. Verbot von Kinderarbeit, allgemeine Schulpflicht und staatliche Kinderbetreuung und v. m. setzten sich durch, doch in manchen Ländern herrschen nach wie vor verheerende Zustände. Einige Teilnehmende schilderten persönliche Erlebnisse. Darauf wurde die Frage gestellt, was in solchen Phasen am meisten Halt geben könnte. Der familiäre Rückhalt wird von vielen Personen als eine Form der Sicherheit empfunden.

Herausforderungen von Alleinerziehenden war ein weiterer Punkt. Wenn Erziehungsarbeit von einem Elternteil alleine geleistet werden muss, ein zweites Einkommen fehlt, wachsen manche Kinder in prekären Verhältnissen auf. Eine Teilnehmende meinte, sie habe den Eindruck, es fehle häufig die Motivation und der Ansporn der Eltern und die Aufgabe der „Erziehung“ würde vom Schulsystem erwartet. Dieses sei jedoch (auch) durch die Zuwanderung und der daraus resultierenden Mehrsprachigkeit sowie der parallel voranschreitenden Digitalisierung des Unterrichts mehr als gefordert.

Probleme, wie häusliche Gewalt wurden genannt. Heftige Emotionen, die aus familiären Situationen in das schulische Umfeld getragen werden und zu zusätzlichen Herausforderungen führen.

Der inklusive Unterricht, sprich ein gemeinsamer Unterricht von Kindern mit und ohne besonderen Bedürfnissen oder Förderbedarf, sei oft nicht möglich. So gibt es in Österreich Sonderschulen als eigene Schulform, was vom Monitoringausschuss für die Behindertenkonvention bemängelt wurde. Österreich wurde von der europäischen Kommission dafür gerügt.
Seit einigen Jahren existiert die „Ausbildungspflicht nach Erfüllen der Schulpflicht“.
INFOS dazu HIER: Ausbildungspflicht nach Erfüllen der Schulpflicht (bmbwf.gv.at)

Es wird angenommen, dass es vor allem Sorgen, Ängste und Widersprüche von Erwachsenen sind, die Kinder mitbekommen, nicht einordnen können und sie aus der Bahn werfen können. Hinzu kamen die Jahre der Pandemie. Kinder stellten eine Gefahr dar, Schulen wurden geschlossen und der Kontakt zu Gleichaltrigen war verboten. Vermehrt zeigten sich Depressionen und Angststörungen bei Jugendlichen, die teilweise stationär behandelt werden mussten. Die (wenn auch vorübergehend notwendige) Tür zur Medikation wurde geöffnet. Dadurch könnte die Hemmschwelle sinken und Jugendliche beginnen damit zu experimentieren. Es könnte sein, dass Medikamente einen großen Teil des stark ansteigenden Drogenkonsums einnehmen, während klassische Drogen anscheinend eher seltener konsumiert werden.

Die neuen Substanzen seien billiger und (auch im Internet) einfach zu beschaffen. Erwähnt wurde, dass möglicherweise leichtfertig Folgerezepte ausgestellt werden.

Zum Abschluss will gesagt sein, dass sehr viele Kinder und Jugendliche auch künftig ihr Leben meistern und gestalten werden. Manchen fehlen leider die notwendige Unterstützung und der familiäre Rückhalt. Sie sollten vom System rechtzeitig aufgefangen werden und eine Chance (oder mehrere!) erhalten, um ihr Potential zu entwickeln und einbringen zu können.

Telefonhotline für Kinder: Rat auf Draht Kurzwahl 147
Kinder und Jugendanwaltschaft KiJa: Tel 073/779777 bei Problemen in der Familie
Mobbinghilfe: 0664/1521824
Jugendcoaching OÖ im Netz unter: http://www.weneedyou.at