Einleitend wurde auf eine Studie des Sozialministeriums über Gewalt im Zusammenhang mit Psychiatrie-Erfahrenen hingewiesen. Daraus geht klar hervor, dass Psychiatrie-Erfahrene nicht mehr zu Gewalt neigen als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Gewalt ist alltäglich. Gewalt im häuslichen Umfeld, in Beziehungen und bereits unter Kindern und Jugendlichen.
Gewalterfahrung stellt eine große psychische Belastung dar, kann traumatisierend sein und psychische Störungen auslösen.
Opfer von Gewalt zu werden, bedeutet aber nicht, schwach und hilflos zu sein. Es kann jedem Menschen passieren. Wichtig ist, Anzeichen wahrzunehmen und Schilderungen ernst zu nehmen. Erfahrungsberichte von Betroffenen zeigen, dass meist erst dann behördlich eingeschritten wird, wenn bereits eine Gewalttat geschah. Die hohe Anzahl von Femiziden wurde dabei erwähnt und dass Gefährdungsanzeigen viel zu oft ins Leere laufen würden.
Gewünscht ist, dass bei Vorliegen einer Anzeige oder Straftat Behörden ausnahmslos einschreiten. Dieses Recht auf Schutz ist im Gesetz verankert. Teilnehmer:innen erinnern sich an die Zeit, in der Frauen und Kinder keinerlei Rechte hatten und dass eine Reformierung erfreulicherweise stattfand. Die Rede ist von der sogenannten Beweisumkehr, die bedeutet: Täter:innen müssen ihre Unschuld beweisen und nicht die Opfer. Ist es immer so?
Weiters wurde eingebracht, dass es wünschenswert wäre, wenn Opfer von Gewalt ausnahmslos das Recht auf kostenfreie Therapie erhalten würden, um das Vorgefallene zu verarbeiten und Distanz zur Tat zu schaffen. Der Zusammenhang von Kontrolle und Kontrollverlust spielt in der Aufarbeitung eine große Rolle.
Gesprochen wurde zudem über die Gewaltausübung von Eltern an Kindern und wie groß das miteinhergehende Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit dieser Kinder ist. Auch das Wissen darüber, dass ein gewaltbesetztes Verhalten von Eltern oftmals auf deren Kindheitserfahrungen beruht, ändert nichts an dem Tatbestand.
Diskutiert wurde auch über die Gewalt an Kindern in Einrichtungen und über Gewalt bei Kindern untereinander. So ist Mobbing und die Rolle sozialer Medien laufend ein Thema in Bildungseinrichtungen. Aktuell werden Kinderschutzkonzepte erarbeitet und eingeführt.
Die Anschauung, dass Gewalt immer ein Teil des menschlichen Verhaltens war und nach wie vor ist, führt zu der Erkenntnis, dass eine gewaltfreie Gesellschaft eine Utopie bleibt. Umso wichtiger ist es, in Strukturen oder Institutionen externe Kontrolle einzubeziehen und eine offene Diskussion zu ermöglichen. Auch Verhaltensweisen und Rollenbilder sollten permanent hinterfragt und gegebenenfalls verändert werden.
Betroffene fühlen sich oftmals von Institutionen ungerecht oder „gegen den eigenen Willen“ behandelt. Es ist wichtig, dass Betroffene danach darüber sprechen können. Wenn Gewalt oder Missbrauch stattfindet, kann ein strukturelles Problem vorliegen oder es ist Zeichen für Überforderung und Hilflosigkeit der Beteiligten. Zum Thema dunkle Pädagogik fand bereits ein Trialog statt.
Hinweise:
Am Keppler Universitätsklinikum gibt es ein Gewaltschutzopferteam, das in Verdachtsfällen eingeschaltet wird.
Empfohlen werden auch Selbstverteidigungskurse, in denen man lernen kann, selbstbewusster aufzutreten und die Scheu, sich zu wehren, abzulegen.
Hilfe und Infos zum Thema GEWALT:
http://www.stop-partnergewalt.at
http://www.haltdergewalt.at
http://www.gewalt-ist-nie-ok.at
http://www.kija-ooe.at
http://www.pia-linz.at