„Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“: Andreas Altmann liest im Posthof

Walter Rohrmanstorfer, Psychotherapeut bei EXIT-sozial, hat Andreas Altmann, der sich als „Davongekommener“ versteht, zu einer Lesung nach Linz geholt. „Weil er Mut macht, die Wut auf den Peiniger zuzulassen. Das kann sehr heilsam sein“.

„Verdammtes Land, eine Reise durch Palästina“, ist das zweite Buch, aus dem der deutsche, in Paris lebende Autor, dessen Bücher regelmäßig zu Bestsellern werden, am 19. März im posthof lesen wird. Noch sind Karten frei.

Der Krieg traumatisiert die Menschen. Viele der Heimkehrer aus dem letzten großen Krieg waren „zerbrochen oder dort hängen geblieben“. Die Folgen dieser Traumata tragen heute die Kinder und Enkel der Kriegsgeneration. Walter Rohrmanstorfer hat sich aufgrund persönlicher Erfahrungen mit diesem Thema befasst. Und da kam der schonungslose Bericht von einem, der seine „Scheißjugend“ nur knapp überlebt hat, gerade recht.

Walter RohrmansederWarum das? Weil dieser „ehrliche und ungetrübte Blick“ auf die Grausamkeiten einer Kindheit, die der gewalttätige Altmann-Vater und ehemaliger SS-Soldat verursacht hat, auch anderen Menschen Mut macht, die eigenen Verletzungen klar zu erkennen und die Verursacher offen zu benennen. Walter Rohrmanstorfer hat das Buch weiterempfohlen. Das hatte Folgen: „Klientinnen hat es geholfen, aus tiefen Depressionen herauszukommen und die eigenen Aggressionen zuzulassen. „Das Buch zeigt  sehr deutlich, dass Wut sein darf, ja sein muss! und damit viel Lebensenergie frei werden kann“, sagt der Psychotherapeut.

„Den Rotz rauslassen“, so formuliert es der Autor. „Und es benennen, wie es wirklich war, nicht schönreden oder umschreiben. Altmann hat genau das eindrucksvoll getan“, sagt Rohrmanstorfer. Das heißt aber auch: Eine Aussöhnung mit dem Gewalttäter ist da nicht möglich und dies moralisch zu fordern ist eine Zumutung für die Opfer. Für Menschen, die Gewalt und Vernachlässigung sehr früh, als Kinder, durchstehen mussten und so nie ein Urvertrauen aufbauen konnten, heißt das: „Mit dieser Wunde muss ich leben“. Und wenn es gelingt, darin die „Stärke des Überlebenden“ zu finden, dann kann die alte Verletzung zu einer Ressource werden. Altmann nutzt diese nie gut zu machenden Erfahrungen und wird einer der meistgelesenen Autoren unserer Tage.

Nun aber liest Andreas Altmann in Linz. Am Donnerstag, 19. März, um 20 Uhr, im posthof. Drei Freikarten warten auf jene, die uns als erste eine kurze Mail schicken an service@exitsozial.at (go; foto altmann_nathalie bauer; foto rohrmanstorfer_winkler)

Ein Link zum Programm-Text Posthof und Ticket-Schalter.